Mach et jut, geliebtes Lumia 950 “Flagship Device”

Das einstige “Flagship Device” von Microsoft: Lumia 950

Ein frohes Neues wünsche ich Euch!

Um das neue Jahr würdig zu begrüßen, starte ich mit einem Nachruf auf mein geliebtes Lumia 950 Smartphone, das auch mein vorerst letzter Versuch mit Windows 10 auf einem digitalen Begleiter gewesen sein dürfte.

Es hat mich stets treu begleitet, auch wenn unsere Vorstellungen von einer “perfekten Beziehung” zuletzt stark auseinanderdrifteten.

tl;dr Bye bye, Du mein allzeit bereiter Taschenwärmer. 

Liebstes Lumia.

Es ist nicht allzulange her, da wagte ich – geblendet von Deiner Strahl- und Innovationskraft – den Schritt, mit Dir eine langfristige Beziehung einzugehen.

Es sollte eine großartige Zeit werden und sie ward zumindest unvergesslich.

Seit Du mich in meinem Leben begleitetest, speichertest Du stets zuverlässig all meine Kontakte, Termine, Lesezeichen und Apps. Du warst immer da, wenn ich Dich brauchte und Deine Kamera war eine großartige Bereicherung, sucht sie doch auch heute noch ihresgleichen. Sicherlich: Du hattest keine großartige Auswahl an namhaften Applikationen im Angebot, doch war die Basis grundsolide und Du das schnellste, was mir je unter die Finger gekommen ist. Eine grandiose Plattform rundete Dein elegantes Erscheinungsbild ab und so hatten wir einen fantastischen Start.

Doch dann hast Du Deine Launen bekommen: Du wolltest nicht mehr so wie anfangs und hast Dich bockig gestellt. Du wolltest nur noch meine Tasche wärmen. Immerfort. Im Sommer. Nur um mich zu ärgern wurdest Du unfassbar heiss und hast meinen Oberschenkel schwitzen lassen. Das war fürchterlich.

Doch ich habe Dir verziehen, Dir ein neues Kleid aus echtem Holz besorgt und Dich mit einem Update milde stimmen können. Vermutlich hattest Du es ebenso sehnsüchtig erwartet hattest, wie ich.

Ich gab Dir ein Continuum Dock und koppelte Dich an alle anderen Geräte, die mir lieb und wichtig sind. Du warst Herrin über all meine Gadgets und durftest sogar das Haus fernsteuern. Es war eine großartige Zeit: Wir haben viel erlebt und einiges durchgemacht.

Ich hatte Dich im Urlaub stets bei mir und Du versorgtest mich mit Live-Bildern von Fortuna Düsseldorf. In HD. Beeindruckend.

Vermutlich stieg Dir dann aber die Hitze Portugals zu Kopf? Oder war es nur der Frust, dass Dich niemand mit wirklich brauchbaren, neuen Apps versorgte? Waren es Verlustängste, da ständig weitere Apps ihre Dienste versagten und plötzlich eingestampft wurden? Was war es genau, das Dich nur wenige Updates später dazu bewegte, mir Dein anderes Ich – ja – Deine fiese Fratze zu zeigen?

Erst wolltest Du mir neue WhatsApp-Nachrichten nur noch zeigen, wenn ich Dein Display aktivierte und die App in den Vordergrund holte, dann mochtest Du nicht mehr mit meiner Uhr sprechen. Dann stelltest Du Dich quer und behauptetest in aller Regelmäßigkeit, dass mein WLAN keinen Zugang zum Internet bereitstellen würde und versuchtest es sogar mit Totalblockaden. Oder wie war es zu verstehen, dass Du während der Autofahrt mit aktivierter Karten-App Deine bezaubernde Cortana-Stimme stumm schaltetest, den Bildschirm eingefroren hast und nur noch das Klingeln des Telefons durch die Bluetooth-Verbindung des Radios geschickt hast? Wieso hast Du mich nicht einfach abnehmen lassen? Warum durfte ich nicht telefonieren?

Ich weiss: Es war brutal, Dir einfach den Akku rauszurupfen – ich hätte das nicht tun dürfen. Es tut mir ja auch leid. Danach hast Du mich auch ersteinmal wieder telefonieren lassen, was ersteinmal gut war. Bis Du kurz darauf wieder zu zicken angefangen hast.

Ich durfte den Kopfhörer-Stecker nicht berühren, weil Du sonst auf stumm geschaltet und bei erneuter Berührung des Play-Buttons über Deinen Lautsprecher mitgesungen hast. Dann wolltest Du Spotify nicht mehr erlauben, Audio zu starten. Dateiübertragungen über USB hast Du nur so lange mitgespielt, wie das Display aktiv und entsperrt war und wehe ich habe Dich nicht hin und wieder berührt: Dann hast Du das Display abgeschaltet und die Übertragung beendet. Alles wolltest Du für Dich behalten – nichts mehr an OneDrive abgeben, obwohl Ihr beiden Euch mal so gut verstanden habt. Ich habe sogar einen TB an Speicherplatz bestellt, nur damit Ihr Euch noch viel mehr erzählen könnt…

Ehrlich, Lumia, ich verstehe Dich nicht. Warum musste ich Dich alle 2-3 Stunden neu starten, weil Du wieder irgendwo ein Hängerchen hattest? Weshalb hast Du meine Bluetooth-Pairings einfach gelöscht und mir dann erzählt, sie liessen sich nicht wiederherstellen? Die Smartwatch hast Du ignoriert und dann plötzlich mit den gesammelten Nachrichten der letzten Tage bombardiert: Was konnte sie denn für Deine Launen?

Ich war so sauer auf Dich, dass ich Dir um ein Haar noch etwas angetan hätte.

Zum Glück konnte ich mich noch beherrschen.

Es hätte Dir allerdings klar sein müssen, dass ich von einem ständigen Begleiter mehr erwarte, als einfach nur schick auszusehen. Ich erwarte Zuverlässigkeit und ein gewisses Maß an Motivation. Du warst zum Schluss einfach nur noch trotzig, träge und hattest scheinbar keine Lust mehr auf eine harmonische Beziehung.

Deine Erbauer – die Herrschaften von Microsoft – gaben mir zu Deinem Verhalten immer die selben Tipps: Schau mal in diesem und jenem KB-Artikel nach, wo mir am Ende stets dazu geraten wird, Dich einfach mal auf Werkseinstellungen zurückzusetzen und komplett frisch zu installieren. Inklusive aller Apps. Und aller Passwörter, Einstellungen und sonstiger individueller Nuancen, die ich so gerne in meinen mobilen Begleiter konfiguriert hatte. Ich war es einfach leid, Dein Gehirn ständig ausradieren zu müssen und Stunden und Tage damit zu verbringen, Dich wieder in einen akzeptablen Zustand zu versetzen und am Ende des Tages warst Du dann doch wieder genau die Drama-Queen, die ich nicht wollte.

Schade, Lumia.

Wir waren ein großartiges Team, aber wir harmonieren nicht mehr. Ich habe jetzt einen neuen, digitalen Begleiter an meiner Seite und hoffe, dass diesmal alles besser wird.

Ich hoffe wirklich, dass es Dir in Deinem neuen Zuhause besser geht und Du Dich nur von Deiner besten Seite zeigen wirst. Ich weiss, dass Du es im Prinzip wirklich kannst: Du musst es eben einfach nur wollen. Und vielleicht kommt irgendwann das Update, das Dich wieder milde stimmt, aber mir graut es jetzt schon vor dem Tag, an dem der Zirkus von vorne beginnt, daher musste ich diesen letzten Schritt einfach gehen.

Mach et jut, Lumia!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert