Echt smarter Scheiss: Heimautomatisierung mit FHEM

Schon vor Jahren hat das “schweizer Taschenmesser der Heimautomatisierung”, auch FHEM genannt, meinen Bastlergeist geweckt und tatsächlich habe ich es bis heute nicht sein lassen können, meine Wohnung recht komfortabel zu automatisieren.

tl;dr Ein kleiner Erfahrungsbericht über FHEM und die Vorzüge einer maßgeschneiderten Lösung.

Was einst mit der einfachen Schaltung von einigen wenigen Lampen und Heizungen angefangen hat, ist mittlerweile zu einer enormen Sammlung von Schaltplänen und Automatismen angewachsen und es scheint auch nicht so, als wäre das Ende der Fahnenstange erreicht.

Ich fange mal ganz von Vorne an

Es war 2013, als ich auf einer Geburtstagsfeier eines guten Freundes die ersten Gehversuche einer selbstgebauten Heimautomatisierung erleben durfte. Ich muss gestehen, dass mein erster Gedanke eher in Richtung “Was soll der Scheiss?” ging, als dass ich in Jubelstürme ausgebrochen wäre. Allerdings liess mich auch Wochen danach der Gedanke nicht los, dass so eine automatisierte Wohnungssteuerung durchaus Vorzüge haben könnte.

Natürlich kam, was kommen musste. Ich habe mir die freie Software FHEM einmal angesehen und mich – da es modular aufgebaut und komplett in Perl geschrieben ist – recht schnell verliebt. Ja: Obwohl es in Perl geschrieben ist! Plötzlich schlug ich mich mit dem Gedanken herum, es selbst einmal auszuprobieren. Immerhin hatte ich ja schon einen automatisierbaren Baustein vor Ort: Eine Funksteckdose, die das schon recht betagte FS20-Protokoll spricht. Die kleinen Helferlein gibt es im 3er-Set von Brennenstuhl für knapp 25€* inklusive Fernbedienung und genau hierfür habe ich mir dann online einen passenden Funk-Dongle bestellt und einen Raspberry Pi* für den Betrieb von FHEM vorbereitet.

Das war der Anfang einer mittlerweile 5 Jahre anhaltenden Faszination

Über die Jahre folgten weitere Funk-Dongles für die Steuerung von HomeMatic- und Z-Wave-Komponenten und so wuchs die Begeisterung für all die scheinbar magisch gesteuerten Komponenten im Haus.

Hierfür schrieb ich allerhand Scripte und verschaltete Lichtschalter, Sensoren und selbst das WLAN miteinander.

Ein Beispiel: Anfangs hatte ich eine Logik geschrieben, die erkannte, ob jemand gerade nach Hause gekommen war. In diesem Fall wurde automatisch das Licht im Eingangsbereich geschaltet, sofern es die natürlichen Lichtverhältnisse erforderten. Einige Iterationen später wurde auch das Stimmungslicht im Wohnzimmer – zwei Philips Hue Leuchten* – so geschaltet, dass es das Lieblingslicht des “Heimkehrers” an die Wand warf.

In der Zwischenzeit bin ich in ein Haus umgezogen und so sind auch die Anforderung an meine Heimautomatisierung gewachsen. So schaltet und überwacht ein Kleinstrechner mit einem extrem schmalen Energieverbrauch heute etwa 180 verschiedene Komponenten (Schalter, Steckdosen, Sensoren, Heizungen und was man alles so hat) und zaubert so ein ultrakomfortables Heim, das sich in nahezu jeder Situation mit dem Smartphone, dem Tablet oder dem PC an den Augenblick “anpassen” lässt. Ist der Raum zu kalt, stellt man die Heizung kurzerhand etwas höher ein oder lässt sie für 5 Minuten im “Boost-Modus” laufen. Wenn man an einem heissen Sommertag nicht zuhause ist, fahren die Jalousien automatisch auf Halbmast, um den Wohnraum nicht zu sehr aufheizen zu lassen. Und wenn man im Winter vom Einkauf zurückkommt, muss man beim Betreten der Wohnung selbstverständlich nicht noch den Lichtschalter ertasten: Der aktiviert sich einfach selbst.

“Die Waschmaschine hat fertig” hallt es durch die Räume, wenn die Waschmaschine ihr Programm beendet hat. Dabei muss die Waschmaschine gar nicht selbst in der Lage sein, dies durch das Netzwerk zu funken.

Sicherlich auch nicht unsexy sind die vereinzelt angebrachten Master-Schalter, die mehr können, als “an und aus”: So lässt sich an der Haustüre mit einem langen Druck auf einen bestimmten Lichtschalter alles abschalten, was man vielleicht vergessen hat. Auch die Schalter an den Nachttischen beherrschen diesen Trick. Man hastet einfach nicht mehr von Schalter zu Schalter – wofür auch?

Wer HomeMatic-Schalter kennt, weiß auch, dass man ihnen nicht ansieht, ob sie sich gerade in der “Ein”- oder “Aus”-Position befinden. Warum also zwischen “oben” und “unten” unterscheiden? Wer auf einen Schalter drückt, möchte mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit das Gegenteil dessen erreichen, was gerade vorherrscht: Man kann diesen kleinen Biestern wunderbar beibringen, immer zu schalten – egal ob man oben oder unten auf den Schalter drückt: Ich berichtete einst darüber.

Selbst eine eigene Alarmanlage hat mittlerweile ihren Dienst aufgenommen und sie funktioniert genau so, wie ich es von ihr erwarten würde: Ziemlich gut…

Es gibt einfach für so ziemlich jeden Zweck und jedes nur erdenkliche Szenario eine simple Lösung.

Rückblickend stelle ich fest, dass ich mich auch heute noch für einen Kleinstrechner und FHEM entscheiden würde, da man nahezu jedes Gerät in FHEM einbinden und steuern kann. So spielt es überhaupt keine Rolle, ob der Bewegungsmelder Z-Wave funkt und der Lichtschalter, der damit ausgelöst werden soll, ein HomeMatic-Schalter ist. Gleiches gilt natürlich auch für Z-Wave-Fensterkontakte, die man mit HomeMatic-Heizthermostaten verknüpfen will: Man kann einfach alles mit allem verknüpfen. Und wenn man es nicht kann, kann man die bestehenden Module erweitern oder Helfer-Scripte schreiben, die genau den Teil erledigen, den das “Original” nicht kann. In 99% aller Fälle ist dies allerdings gar nicht nötig.

Und weil’s noch nicht vorbei ist, kümmere ich mich als Nächstes darum, der Steuerungsoberfläche mit VueJS einen neuen Unterbau zu kredenzen, oder den aktuellen Stromverbrauch aktiver Geräte anzuzeigen (ausgelesen wird er schon – nur visualisieren muss ich ihn noch). Naja… wenn ich wieder einmal Zeit dafür finde 😉

Hier noch ein paar recht aktuelle Impressionen meiner Lösung:

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